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Gestüt Weil – Verwalterhaus mit Stallungen von Giovanni Salucci. Gegen Ende der Beschäftigung mit Weil wende ich mich den sog. Meiereigebäuden zu und stelle ihnen einen Prachthengst voran: GUMUSCH BOURNOU, Rudolf Kuntz, II, 1824, Württ. Landesbibliothek Stuttgart.
Silberschimmel, geb. 1814, von Königin Katharina erworben und 1819-24 im Gestüt. „Das vollkommene Ebenmass in dem Bau seines Körpers, seine malerischen Formen, und insbesondere die schöne Gestalt des Kopfes beurkunden die edle Abkunft dieses Pferdes, eines Haupt-Beschälers im Königl. Gestüte. Er hat starke, ganz fehlerfreye Knochen. Sein Charakter ist feurig, dabey sehr fromm.“
Gestüt Weil gegen Süden, um 1820, Staatsgalerie Stuttgart.
Die Weite des Neckartals ist das Hauptthema. Isoliert liegt das Schlösschen auf leichter Anhöhe wie auf einer Warft. Nach rechts folgen der Neue und Alte Stutenstall sowie das Haus des Oberstallmeisters und der Hengststall. Nur mit Mühe sieht man dann zurückfluchtend einen niedrigeren Bau (den anfangs dort vorgesehenen Kuhstall). Die Pläne Saluccis wurden also hier vor ihrer Ausführung verwendet. Während dieser Arbeitsphase des Hofarchitekten fehlen auch noch die flankierenden Stallungen des Verwalterhauses, weil dieses ganz rechts alleine dasteht.
Angesichts der Weitwinkelperspektive der Darstellung ein Hinweis: von den drei Gestütshöfen besitzt Weil den größten landwirtschaftlichen Betrieb mit insgesamt 243 Morgen plus 328 Morgen Wald (Weckherlin 1825, 7).
Pläne für ein „Ökonomie-Gebäude“ am Weiler Berg
Plan 1 eines Wirtschaftsgebäudes „über dem Offizianten-Keller“ am Hangfuß des Weiler Berges (heute Wannenrain 1a-1b), Büro Salucci, 1818/19, Foto und Besitz AHW, Altshausen. – Salucci 1995, 126, III,11, Variante 1.
Saluccis Vorschläge für ein „Ökonomie-Gebäude“ auf altem Klostergelände schließen an den vorhandenen Torbau mit „Bronnen“ an. Neben diesem steht rechts das größere „Bisherige Mayerey=Gebäude“ des früheren Klosters.
Plan 2 eines Wirtschaftsgebäudes am Weiler Berg, Büro Salucci, 1818/19, Foto und Besitz AHW, Altshausen. – Salucci 1995, 126, III,11, Nr. 2.
In Variante 2 des „Ökonomie-Gebäudes“ steht dieses mit veränderten Dachformen in leichtem Abstand zu dem älteren Gebäudepaar. Im heutigen Zwischenbau ist der Wasseranschluss des ehem. Brunnens noch vorhanden.
Plan eines Wirtschaftsgebäudes am Weiler Berg, Büro Salucci, 1818/19, Foto und Besitz AHW, Altshausen. – Salucci 1995, 126, III,12, Nr. 4.
In dieser Variante verzichtet Salucci auf die Seitenflügel und sieht in der Mitte eine Tür mit Treppe vor. Dafür besitzt die Seitenfront „gegen den Steig“ (den südlichen Berghang namens Champagne) mit einem großen Zugang. – Zum Bau des „Ökonomie-Gebäudes“ kommt es jedoch nicht.
Entscheidung für seitliche Stallungen
Auch der Plan eines Rindviehstalls jenseits des Mühlbachs an der Scharnhauser Straße wird aufgegeben. Anstelle eines Wirtschaftsgebäudes werden am Wannenrain Rindviehställe als Flügelbauten des Verwalterhauses errichtet.
Gestüt Weil, ehem. Meiereigebäude: das Verwalterhaus mit seitlichen Stallbauten und Kühen, fertiggestellt bis 1822, nach: Weckherlin 1825.
Das Verwalterhaus in den letzten 100 Jahren
Gestüt Weil, Verwalterhaus, 1928, nach: Lengerer 2004, S. 57.
Über der seitlichen Eingangstür findet sich die Jahreszahl 1618. Sie weist auf den barocken Ursprung des Hauses aus der Zeit des klösterlichen Niedergangs hin. Salucci bereichert den einfachen, annähernd quadratischen Wirtschaftsbau (s. oben die Pläne 1 und 2) durch ein Dachgeschoss mit vier Giebeln. Das Bogenmotiv des Zwischenbaus rhythmisiert er durch Verdreifachung.
Gestüt Weil, Verwalterhaus und Zwischenbau, 1964, Foto Landesamt für Denkmalpflege im RP Stuttgart, Slg. Dr. Walther-Gerd Fleck.
In der Ausführung herrscht Sparsamkeit. Daher sind die Stützen und Bögen nur aus bemaltem Holz.
Das ehem. Verwalterhaus 2020, Wannenrain 3. An der Straßenfront fehlen die Fensterläden und die zweite Fensterachse. Letzteres nimmt der Fassade ihren Rhythmus.
Salucci schmückt die vier Giebel des neuen Dachgeschosses mit je einem Fensterband. Das breitere Mittelfenster akzentuiert er durch eine Bogenform. Diese kleine noble Note an dem schlichten Barockbau führt beim Kenner zu Assoziationen. Man fühlt sich wie beim Schlösschen Weil an Palladio erinnert oder an die sog. Serliana.
Das barocke Kellergeschoss, das Salucci vorfindet, ist erhalten, aber verbaut. Es ist nicht mehr von der Straße her zugänglich. Durch Anhebung des Straßenniveaus hat es sich zu einem reinen Souterrain gewandelt – vgl. oben Pläne 1 und 2.