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Gestüt Weil – Hengststall und Oberstallmeisterhaus stehen genau in der Mitte zwischen dem Stutenhof und den Meiereigebäuden am Fuß des Weiler Berges. Glänzend wirkt da als Einstieg der Hengst TAJAR IV von Julius Schnorr, nach: Hügel-Schmidt 1861.
Der Hengststall
Der Darstellungsort lässt sich identifizieren. TAJAR IV (1851-1866) steht an der Ostseite des Hengststalls. Das beweisen Fenster und Kletterpflanze der folgenden Zeichnung. Die beiden Hunde kennen wir bereits von einem Bericht über das Schlösschen Weil. – Adolf Rueff, 1864, 297, Professor in Hohenheim, charakterisiert den Prachthengst lapidar: „braun, ganz besonders schön und edel und musterhaft gebaut, zeugt hochedle Nachkommen.“ Der Enkel von BAIRACTAR und Sohn von AMURATH I 1829 steht hier für deren gesamte Nachkommenschaft. Er ist ein Idealbild der in Weil gezüchteten Vollblutaraber.
Auf seiner Orientreise wird 1841 dem Ersten Stallmeister, Wilhelm Freiherr von Taubenheim, zu seinem Leidwesen auch anderes geboten. Deshalb berichtet er nach Stuttgart (Waiditschka 2017, 114): „Ich muß nun hier allerdings hinzufügen, daß der Geschmack der Türken – und alle vornehmen Aegypter sind ihrem Herkommen nach solche – von dem unsern sehr verschieden ist. Wie bei den Weibern, so auch bei den Pferden findet er, que les formes rondes sont les plus belles, und je mehr Fleisch, desto schöner.“
Gestüt Weil: die Zeichnung vereint Saluccis Hengststall und Oberstallmeisterhaus, Bleistift und Aquarell auf einer Doppelseite, Pieter Francis Peters (1818-1903), um 1860, Foto und Sammlung Württ. Landesbibliothek Stuttgart, Schefold 10 822.
Idyllische Darstellung von Saluccis Hengststalls von Nordosten, Ausschnitt aus vorangehender Zeichnung. Das innere des Hengststalls hat Albrecht Adam mit SULTAN MAHMUD festgehalten, zu erkennen am Bogenfenster.
Hengststall aus fast gleichem Blickwinkel von der Klosterallee aus, 1926, nach: Lengerer 2004, 87. Über den Stallungen Wohnräume für Gestütspersonal.
Das Oberstallmeisterhaus
Linke, flüchtiger skizzierte Hälfte der obigen Zeichnung, die das Oberstallmeisterhaus von Nordwesten zeigt, Pieter Francis Peters, um 1860.
Oberstallmeisterhaus/„Bâtiment de dépendance“, Giovanni Salucci, 1818/19, Foto und Sammlung Ludwigsburg Museum, Inv.Nr. 2181, Ausschnitt.
Das zunächst als Dépandance (zum Schlösschen Weil) und Küchengebäude bezeichnete stattliche Haus kennen wir im Detail nur aus der schönen Darstellung Saluccis in Ludwigsburg. Der Hofarchitekt plant hier ähnlich anspruchsvoll wie beim Stutenhof schräg gegenüber. Deshalb ist anzunehmen, dass das Gebäude von Anbeginn auch als Wohnung für den Oberstallmeister dienen sollte, zumindest im OG.
Oberstallmeisterhaus/„Bâtiment de dépendance“, Giovanni Salucci, 1818/19, Foto und Sammlung Ludwigsburg Museum, Inv.Nr. 2181. – Salucci 1995, 27 und 125, III.5.
Im Situationsplan von 1897 Haus des Oberstallmeisters genannt und auch als Kavaliershaus bezeichnet, ist der nobel proportionierte Bau auf vielen graphischen Ansichten Weils zu erkennen. Ca. 15,7 m breit und 11,5 m tief, wird er auf einem älteren Sockelgeschoss errichtet, das noch heute unter Klosterallee 21-23 zu vermuten ist. Später umgebaut und seit 1921 bewohnt von Pauline Fürstin zu Wied, zeigt ein altes Foto eine ähnliche Seitenfront (Lengerer 2004, 85). Das Haus wird im 2. Weltkrieg. durch eine Bombe zerstört.
Oberstallmeisterhaus/„Bâtiment de dépendance“, Giovanni Salucci, 1818/19, Foto und Sammlung Ludwigsburg Museum, Inv.Nr. 2181, Ausschnitt.
Östliche Seitenfront zum Schlösschen Weil hin. Erste, zumindest zeitweilige Bewohner im OG waren wohl Philipp Albrecht Freiherr von Gemmingen (1782-1852), 1817-1852 Direktor der Gestüte Weil, Scharnhausen und Kleinhohenheim, und 1852-1871 sein Nachfolger Erster Stallmeister Julius Freiherr von Hügel (1810-1884).