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Gestüt Kleinhohenheim – sonstige Hofgebäude. Die ganze Anlage wirkt in ihrer Stille und Eigenart wie ein Zeuge längst vergangener Lebensform.
Den letzten Bildern von Kleinhohenheim stelle ich einen temperamentvollen Hengst mit einem kampfbereiten Kreuzritter voran. Der martialische Auftritt ist keiner. Vielmehr gehört er zu einem Reiterspiel, das 1846 im Kgl. Reithaus in Stuttgart stattfindet. Bei dem “Caroussel“ genannten Turnier wirken viele Vollblutaraber mit, die ihre jungen Jahre im Gestüt Kleinhohenheim verbracht haben.
Die Bauten um das Hofgeviert
Der schöne Scheunenbau aus dem 18. Jh. wirkt beim Näherkommen zunächst fast wie ein Riegel. Er ist zu König Wilhelms Zeiten einer der Ställe von ca. 50 Hengstfohlen. Von Weil und Scharnhausen werden sie hierhin gebracht. Im Gestütshof bleiben sie bis zu ihrem 5. Lebensjahr.
Für König Wilhelm ist Kleinhohenheim von Stuttgart aus leicht zu erreichen. Die Entfernung beträgt über Degerloch und sein Königsträßle nur ca. 10 km. Nach Scharnhausen sind es lediglich 7 km.
Das Schweizer Haus und der Gestütshof sind gute Orte, um aus kgl. Warte das Gedeihen der jugendlichen Hengste zu beobachten. Das weite Gestütsgelände geht hinab zur heutigen Mittleren Filderstraße und hinauf auf der anderen Seite bis nach Riedenberg. Es ist ideal als anspruchsvoller und freier Bewegungsraum für die Pferde. Eine gute Entwicklung der Muskulatur stellt sich von selbst ein.
Unter König Karl wird Kleinhohenheim 1873 als Teil des Gestüts aufgegeben. Heute bewahrt das Landgut als Versuchsstation Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim in seiner Abgeschiedenheit noch viel von dem ursprünglichen Reiz.
Verwalterhaus und Sonntagsidyll im Vorfrühling 2020.
Osteressen 2020 vor der alten Scheune. In der Gestütszeit gibt es auf dem Hof drei Ställe mit insgesamt acht großen und kleinen Laufställen für je 12-16 Pferde. Sie werden nach Jahrgängen aufgeteilt.
Anstelle des großen Scheunenbaus steht früher ein Stall für Hengstfohlen. Der niedrige Bau dient damals als Wohnhaus. Heute ist er ein Besprechungs- und Pausenraum für die Mitarbeiter. Davor überrascht ein „antiker“, beheizbarer Waschzuber.
Ostersonntag 2020: das frühere Haus des Gestütsaufsehers war heruntergekommen. Lt. Auskunft langzeitiger Bewohner wird es abgerissen und 1984 in ähnlichem Stil wiedererrichtet. Heute leben darin Betriebsangehörige und gelegentlich auch Doktoranden der Uni Hohenheim.
Königliche Fernsicht bis zur Schwäbischen Alb
Mai 2020: Wiesenpracht beim ehem. Schweizerhaus.
Den Rundgang durch die Hofanlage, die wie ein Relikt aus alter Zeit wirkt, beschließt die schöne Südseite der alten Scheune. Von 1817 bis 1873 dient sie als Fohlenstall des Kgl. Privatgestüts.