Florenz – Michelangelo, Trunkener Bacchus, 1496/97, Marmor, 203 cm, Museo del Bargello: ein kleiner, gehörnter Begleiter, dem Trauben gefallen.

Florenz – Michelangelo, Trunkener Bacchus, 1496/97

Nach dem fulminanten Terzett dreier jugendlicher Frühwerke in Florenz entstehen der Trunkene Bacchus und die berühmte Pietà in St. Peter während des ersten Aufenthalts Michelangelos in Rom. Es ist seine erste lebensgroße Marmorskulptur. Bis in alle Details ist sie vollständig ausgeführt.

Der jugendliche Weingott steht trunken in halb taumelnder Bewegung da und blickt benommen auf seine Weinschale. Hinter ihm sitzt ein kleiner Satyr auf einem Baumstumpf und beißt mit Lust in eine Traubengirlande.

Mit der Linken hält Bacchus ein Fell, das dem Satyr auch als Sitzunterlage dient. So ergibt sich scheinbar spielerisch eine materielle Verknüpfung der beiden Figuren und beiläufig die Standfestigkeit der Skulptur.

Like the famous Pietà in St. Peter’s, it was created during Michelangelo’s first stay in Rome. It is his first life-size marble sculpture, completed in every detail.

The youthful god of wine stands drunk, half-staggering and gazing dazedly at his wine bowl. Behind him, a small satyr sits on a tree stump and bites into a garland of grapes with relish.

With his left hand, Bacchus holds a fur, which also serves as a seat for the satyr. This creates a seemingly playful material link between the two figures and, incidentally, the stability of the sculpture.

Florenz – Michelangelo, Trunkener Bacchus mit glasigem Blick

Florenz – Michelangelo, Trunkener Bacchus, 1496/97

Bacchus‘ Kopf ist mit Trauben und Efeu umkränzt. Sein glasiger Blick gilt der Weinschale. Der geöffnete Mund vervollständigt den Eindruck alkoholisierter Benommenheit. Die Weichheit des Gesichts und der Körperbildung spielen gekonnt darauf an, dass dieser Gott männliche und zugleich weibliche Züge trägt.

Bacchus‘ head is entwined with grapes and ivy. His glassy gaze is fixed on the wine bowl. The open mouth completes the impression of drunken stupor. The softness of the face and body skillfully allude to the fact that this god has both masculine and feminine features.

Florenz – Michelangelo, Trunkener Bacchus, 1496/97

Auch die Rückenansicht offenbart deutlich das schwankende Stehen. Fest sitzt daneben der Satyr auf seinem Baumstumpf.

Manche haben an einer solchen Darstellung eines Gottes Anstoß genommen. Es ist aber gerade ein Ausdruck von Michelangelos Meisterschaft, dass er traditionelle Erwartungen nicht erfüllt, sondern den Wesenskern dieser von Wein beseelten und geschwächten Gestalt so glänzend erfasst.

The back view also clearly reveals the swaying standing position. Next to it, the satyr sits firmly on his tree stump.

Some have taken offense at such a depiction of a god. However, it is precisely an expression of Michelangelo’s mastery that he does not fulfill traditional expectations, but instead captures the essence of this wine-inspired and weakened figure so brilliantly.

Florenz – Michelangelo, Trunkener Bacchus, 1496/97

Munterkeit vermittelt der jugendliche Halbmensch. Hörnchen zwischen den lockigen Haaren, Spitzohren, Fellflaum am Oberschenkel und Bocksbeine kennzeichnen das tierische Element von Bacchus‘ Begleiter.

The youthful half-man conveys liveliness. Little horns between the curly hair, pointed ears, fluffy fur on the thigh and buck legs characterize the animal element of Bacchus‘ companion.