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König Wilhelm I und „Stutengarten“: Ohne ein solches Pferd und ohne diesen Reiter hätte es alles Folgende nie gegeben. Das Denkmal feiert König Wilhelm I von Württemberg (1781-1864) und einen edlen Vollblutaraber, vermutlich BAIRACTAR. Das Bronzestandbild von 1884 ist das Meisterwerk des Bildhauers Ludwig Hofer (1801-1887). Es steht im Ehrenhof der Alten Staatsgalerie, die der König gut 40 Jahre zuvor erbauen ließ.
Wilhelm als Kronprinz
Fast 80 Jahre vor dem Reiterdenkmal: Wilhelm 25jährig als Kronprinz, 1806, Friedrich Müller (1782-1816), Staatsgalerie Stuttgart.
Die weichen Züge des gut aussehenden jungen Mannes lassen nicht die schweren Auseinandersetzungen mit dem Vater ahnen. Hier wird er bereits nur Wilhelm genannt. Entsprechend verkürzt er seinen Taufnamen Friedrich Wilhelm 1816 mit der Königswürde, um nur nicht nach seinem Vater den Namen Friedrich II. tragen zu müssen. – Deshalb erlaube ich mir, ihn hier auch immer nur „Wilhelm“ zu nennen. Und oft auch ohne den Zusatz „I“, weil zu seiner Zeit an einen Wilhelm II noch nicht gedacht wurde.
1806 hat Wilhelm gerade eine „Affäre“ hinter sich. 1803 flieht er mit seiner Geliebten Therese Abel (1777-1864) nach Frankreich, Tochter von Konradin Abel, Landschaftskonsulent und politischer Gegners seines Vaters. Das Paar bekommt in Saarburg Zwillinge, die bald sterben. Wilhelm will Therese heiraten. Sein Vater versucht mit allen Mitteln diese Mesalliance zu vereiteln. 1804 trennt sich das Paar. Schließlich kehrt Wilhelm 1805, nach Kontakten zu Napoleon, nach Stuttgart zurück.
Stuttgart wird 1806 eine Königsresidenz
Stadtplan Stuttgart, 1807, Ausschnitt, Foto und Sammlung Ludwigsburg Museum, Inv.Nr. 1276.
Stuttgart ist im Grunde eine Pferdestadt par excellence – schon des Namens wegen. Vom mittelalterlichen „Stutengarten“ leitet er sich ab. Drum zeigt das Stadtwappen eine Stute mit Fohlen. In jüngerer Zeit ist die Stute meist einem „Rössle“ gewichen.
Zu Zeiten König Wilhelms I stehen im riesigen Marstall an der Königstraße und seinem Leibstall im nordöstlichen Flügel der Carlsakademie zeitweilig mehr als 200 Pferde, darunter die Araber in seinem Leibstall.
Stadtplan, 1807, Ausschnitt von vorigem: Stuttgart zur Jugendzeit des Kronprinzen.
Vom Ameisenberg blickt man auf die kleine Residenzstadt mit ihren rund 20 Tsd. Einwohnern. Seit dem Vorjahr ist sie die eines Königs. Rechts der Mitte Stiftskirche und Altes Schloss, daneben Planie und Rückfront des Neuen Schlosses. Davor reihen sich die Bauten der Carlsakademie. – Diese könnte ich auch Kaserne, Hohe Carlsschule, Schloss-Nebengebäude u. ä. nennen. Ich verwende in meinen Beiträgen aber nur den Namen Carlsakademie in Anlehnung an den heutigen Akademiegarten, der etwa drei Viertel des ehem. Gebäudekomplexes einnimmt.
Stuttgarter Marktplatz, 1815, Staatsgalerie Stuttgart.
Vor dem Rathaus aus der Renaissancezeit steht der als einziges erhaltene Marktbrunnen. Eine Stute mit Fohlen schmückt die Brunnensäule. Sie stammt von Hofarchitekt Nikolaus Thouret (1767-1845) aus dem Jahr 1804.
Stuten und Rössle: oben von links Stadtplan Stuttgart (1807), Brunnensäule auf dem Marktplatz (1804), Stutenbrunnen in Scharnhausen (1822). Unten das muntere Rössle von Porsche mit hochstehendem Schweif. Gegenüber das noch etwas feurigere Pferd von Ferrari unter den italienischen Nationalfarben.
Kronprinz Wilhelm als Feldherr
Württembergs künftiger König als erfolgreicher Feldherr in den Befreiungskriegen, 1814, Johann Michael Voltz (1784-1858), Staatsgalerie Stuttgart.
Unten sind die Namen von 7 Gefechtsorten des Frühjahrs 1814 aneinandergereiht. Als Zeichen des Sieges liegt die Trikolore zerfetzt am Boden. Napoleons Macht war zuvor unerhört. Er untermauert sie mehrfach durch verordnete Eheschließungen. Um dem zu entgehen, heiratet Wilhelm 1808 die ungeliebte Charlotte Auguste von Bayern (1792-1873). Die Scheinehe wird im August 1814 nach den Siegen über Napoleon geschieden und im Januar 1816 annulliert. Noch im gleichen Monat heiraten Wilhelm und Großfürstin Katharina Pawlowna.
Kronprinz Wilhelm erneut als Sieger, Lithograph d‘Argent nach Carl Heideloff (1770-1816), 1814, Württ. Landesbibliothek Stuttgart.
Diese Variante des vorigen mit gleicher Betitelung weist noch deutlicher auf den überwundenen Feind hin. Militärisch liegt Napoleon am Boden und dem entsprechen hier die Insignien seiner Macht.