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Reiterfest/Caroussel 1846 – Einzug weiterer Ritter – z. T. in Begleitung von Damen durch das Lager der Sarazenen hin zur Tribüne des Königs. Mit Ausnahme der Tafeln 1 und 2 stammen wohl alle Szenen des Caroussels von den Künstlern Carl Kurtz und Johann Baptist Zwecker. Ihre Namen gebe ich jedoch nur bei einer Signatur an.
Martialische Präsentationen, auch um das Feuer der Vollblutaraber zu zeigen
Tafel 9: Graf Wilhelm von Württemberg (1810-1869) tritt als kampfentschlossener Ritter auf, gezeichnet von J. B. Zwecker.
Dieser Wilhelm entstammt einer Nebenlinie des Hauses Württemberg. Er ist wie der Dichter Alexander ein Sohn von Wilhelm Friedrich von W., dem Bruder von König Friedrich. Wissenschaftlich und künstlerisch vielfach interessiert, erbaut Graf Wilhelm Schloss Lichtenstein bei Urach nach Wilhelm Hauffs Roman. Er wird Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und 1845 Ehrendoktor der Universität Tübingen. Als äußerst begabter Offizier ist er seit 1841 Generalmajor, seit 1867 schließlich General. Im gleichen Jahr wird er zum Herzog von Urach erhoben.
Tafel 10: Prinz Felix zu Hohenlohe-Öhringen (1818-1900) ist wie die Prinzen Friedrich und Hugo (Tafel 23 und 19) Sohn von Luise von Württemberg, Tochter von Herzog Friedrich Eugen von W. und damit ein Cousin 3. Grades von Kronprinz Karl. 1846 Kgl. württ. Rittmeister, trägt er auch deshalb eine Schärpe mit den Löwen des Landes.
Eleganz hat Vorrang
Tafel 11: Freiherr Eduard von Seckendorff (1813-1875) und Graf Alfred von Degenfeld-Schonburg (1826-1906).
Seckendorff, Kgl. württ. Kammerherr, studiert die Rechte, Philosophie und Philologie, wird Richter, Archivar, Hofrat und Schriftsteller. Er ist ein Cousin von Massenbach (Tafel 5). Auf seiner Brust trägt er das Familienwappen aus zwei verschlungenen Lindenzweigen mit 8 Blättern. Dazu gehört der Turnierhut, der mit 7 schwarzen Hahnenfedern besteckt ist..
Degenfeld, 1846 erst 20 Jahre alt und Leutnant bei den Palatinat-Husaren Nr. 12, wird Kaiserlich-königlicher Kämmerer, Major und Rechtsritter des Johanniterordens. Sein Turnierhut mit geschwungenen Büffelhörnern zeigt seine Wappenfarben rot-weiß-blau.
Laut Hackländer reiten acht der bisher gezeigten „Ritter“ paarweise mit Damen, die z. T. Ehefrauen von männlichen Teilnehmern des Turniers sind, in einem Zug „durch das gelbe Thor des saracenischen Lagers in die Reitbahn. Er bewegte sich unter einer ernsten und feierlichen Musik in Schlangenlinien gegen das Lager der Ritter, über welchem die Königliche Tribüne sich befand und stellte sich dort auf, Front gegen die Bahn, worauf die Damen abstiegen und auf die für sie bestimmte Tribüne geführt wurden.“
Vergleichsweise ruhiger Auftritt
Tafel 12: Fürst Konstantin von Waldburg-Zeil-Trauchburg (1807-1862) und Graf Friedrich von Scheler (1808-1887).
Dieser Waldburg ist seit 1833 Obersthofmeister in Württemberg und seit 1845 Fürst und Reichserbtruchseß. 1848 vertritt er als gewählter Abgeordneter den Bezirk Biberach-Leutkirch im revolutionären Parlament der Frankfurter Paulskirche, mit der Bereitschaft auf seine Privilegien zu verzichten. Schließlich wird er „Roter Fürst“ genannt und sitzt wegen Majestätsbeleidigung 1850 fünf Monate auf der Festung Hohenasperg ein. 1857 versöhnt er sich mit dem alten König Wilhelm.
Scheler ist 1846 Rittmeister bei der Kgl. württ. Leibgarde zu Pferde. Später wird er Generalmajor und Kommandeur der Kavallerie-Brigade.
Tafel 13: Graf Otto von Salm-Hoogstraeten (1810-1869), gezeichnet von C. Kurtz.
Dieser Salm ist ältester der fünf Söhne aus der 3. Ehe von Fürst Konstantin zu Salm-Salm mit Katharina Bender, der seit 1831 den Grafennamen Salm-Hoogstaeten führen darf. Gewandung und Schild zeigen zwei silberne Salme auf rotem Grund mit goldenen Kreuzchen.
Tafel 14: Freiherren Graf Otto von Salm-Hoogstraeten (1819-1898) und Ludwig von Valois (1815-1877), gezeichnet von J. B. Zwecker.
Ellrichshausen ist Kgl. württ. Offizier, zuletzt Oberstleutnant im 1. Infanterie-Regiment und Cousin von Graf Gronsfeld (Tafel 22).
Valois, aus alter französischer Adelsfamilie, wird von König Wilhelm im August 1846, also 2 Monate vor dem Caroussel, in den erblichen Freiherrnstand erhoben. Er wird Kgl. württ. Generalleutnant, Adjutant und Obersthofmeister des Königs.
Tafel 15: Graf Leo Henckel von Donnersmarck (1821-1892) und Freiherr Emil von Maucler (1809-1870), gezeichnet von C. Kurtz.
Henckel, 1846 Kgl. Preußischer Leutnant, beteiligt sich als Schlesier an dem Turnier wohl wegen seiner Beziehung zu Paul von Württemberg (Tafel 17), der ebenfalls ein Schlesier ist.
Maucler ist Kgl. Württ. Kammerherr. Er wird Staatsrat, Chef des Geheimen Kabinetts des Königs und schließlich Präsident des Oberhofrates.