Schloss Fachsenfeld I – Erinnerung an ein Reitpferd: so gut wie unbekannt ist dieser Pferdekopf und deshalb Ausgangspunkt für einen mehrteiligen Bilderbericht.

Schloss Fachsenfeld I – Erinnerung an ein Reitpferd: Wilhelm von Koenig um 1840

Carl v. Ebersberg, Wilhelm Friedrich Ludwig Freiherr von Koenig-Warthausen (Stuttgart 1793-1879) in der Uniform eines Kgl. Kammerherrn, 1840, Öl, 70 x 55 cm, Aalen-Fachsenfeld, Stiftung Schloss Fachsenfeld

Ein gut aussehender Mann mittleren Alters präsentiert sich mit sehr direktem Blick auf den Betrachter. Als anerkannte Persönlichkeit des Landes trägt Koenig drei Orden zur Schau. Hinten rechts das Landhaus Rebenberg in Stuttgart, 1838 errichtet für seine Schwester Elise.

Die selbstbewusste Persönlichkeit ist die Schlüsselfigur meiner Recherche. Koenig studiert nach dem Besuch des Gymnasium illustre in Stuttgart und kurzem Militärdienst ab 1814 Jura in Heidelberg und Tübingen. In Ulm vollzieht sich ab 1819 eine beachtliche Karriere. Er wird Oberjustizrat, Königlicher Kammerherr, Mitglied des Staatsgerichtshofes und Abgeordneter des württ. Landtags.

Wilhelm von Koenig lebt schon früh in sehr guten Verhältnissen. Der Wohlstand rührt von einem gleichnamigen Onkel (1751-1821) in den Niederlanden her. Der hatte mit seinem Bankhaus in Amsterdam unter heimlicher Umgehung von Napoleons Kontinentalsperre mit England beste Geschäfte gemacht. Da sein Sohn schon vor ihm stirbt, profitiert die schwäbische Verwandtschaft von seinem Riesenvermögen, darunter besonders sein ältester Neffe Wilhelm. Das ist die Basis für den Wohlstand der Koenigs. 1823 erhebt sie König Wilhelm in den Freiherrenstand. 1827 erwirbt Wilhelm von Koenig von seinem Schwiegervater Schloss Fachsenfeld. 1829 wird ihm für ein älteres Bankdarlehen der Familie an das Königshaus als Hypothek Schloss Warthausen bei Biberach übertragen. Fortan nennt er sich Koenig-Warthausen, ohne je in Warthausen gelebt zu haben (frdl. Auskunft vom heutigen Eigentümer Franz Frhr. von Ulm zu Erbach). 

Das Gemälde wirkt durch zahlreiche Farbaufsprünge, die sorgfältig verkittet sind, derzeit etwas unansehnlich. Eine anstehende Restaurierung kann das beheben.

Der Schlossbau von 1829

Schloss Fachsenfeld I – Erinnerung an ein Reitpferd: das Schloss 2023

Schloss Fachsenfeld ist im wesentlichen ein Werk von Wilhelm von Koenig. Er heiratet 1826 Sophie Ernestine Freiin Varnbühler von und zu Hemmingen (1808-1837). Ihr Vater Karl (1776-1832) ist wie sein Schwiegersohn Kgl. Kammerherr. 1827 steigt Varnbühler zum württ. Finanzminister auf. Seine 1. Ehefrau Friederika, geb. Freiin von Woellwarth-Polsingen (1776-1818), beglückt ihn mit 12 Kindern und dem ziemlich heruntergekommenen Schloss Fachsenfeld, das auf die Woellwarths und das 15. Jh. zurückgeht. 

Varnbühler verkauft das Besitztum 1827 an seinen Schwiegersohn Koenig. Dieser macht daraus ein klassizistisches Landschloss. Über den Eingang zeigt der Schlussstein die Jahreszahl 1829 und das Wappen der Koenigs: eine Krone, durch die ein Lilienzepter gesteckt ist.

Schloss Fachsenfeld I – Erinnerung an ein Reitpferd: der Park

Der Englische Park von Fachsenfeld im Mai 2023, gesehen vom Obergeschoss des Schlosses, mit Niederalfingen in der Ferne. Das gut gepflegte, zum Kochertal hin abfallende Gelände mit Mammutbaum, prachtvollen Blutbuchen und vielen weiteren botanischen Schönheiten ist ein Werk des 19. Jh. Als meine Frau und ich im Herbst 2022 im Ostalbkreis unterwegs sind, ist wegen Corona nur dieses Parkgelände zugänglich. Wir besuchen es zum ersten Mal.

Schlossherr Wilhelm von Koenig und seine Erlebnisse

Schloss Fachsenfeld I – Erinnerung an ein Reitpferd: Wilhelm von Koenig um 1859

Das Besitztum Fachsenfeld wird schließlich der eigentliche Lebensort von Wilhelm von Koenig, auch wenn er zugleich in Ulm und Stuttgart zuhause ist. Das Foto stammt von 1859, aufgenommen kurz vor seinem Ruhestand vom angesehenen Stuttgarter Fotografen Friedrich Brandseph (1826-1915), Stadtarchiv Aalen, Stiftung Schloss Fachsenfeld, N KOE 579, Meine Erlebnisse III. Eine Großaufnahme von Brandseph hängt im Russenzimmer.

Am Ende unseres Rundgangs durch den Schlosspark entdecken wir an abgelegener Stelle die Skulptur eines gesattelten Pferdes auf einem ungewöhnlichem Sandsteinsockel. 

Vergleichbares ist mir noch nie begegnet. Deshalb wurde es Ausgangspunkt für eine kleine historische und bildliche Recherche in den folgenden Beiträgen.