Belisar, ein Held und Bettler. Robert Strange nach Salvator Rosa, Belisarius, nach dem Gemälde in der Sammlung von Charles Townshend, 2. Viscount Townshend in Raynham Hall, Radierung, Blatt 51,7 x 36,1 cm, Bild 54,4 x 33,2 cm, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung

Zum Thema Belisar in Not und Alter vgl. vorigen und folgenden Beitrag. 

Salvator Rosa (1615-1673) bzw. der Schotte Robert Strange (1721-1792) zeigt keinen hinfälligen Greis, sondern einen stattlichen, aber geschwächten alten Mann in militärischer Rüstung, der sich an den Sockel eines Tempels anlehnt. Der mächtige Kopf ist gesenkt. Die Arme sind flehend ausgebreitet. Dichtes lockiges Haar und ein voller Bart verleihen Würde, fast jupiterhaft. Römische Architektur zeugt ebenso in ihren Resten von ehemaliger Größe. 

Kleine Kunstgeschichten – BELISAR, EIN HELD UND BETTLER. Robert Strange nach Salvator Rosa

Detail aus vorigem. Den Soldaten, der über den jetzigen Zustand seines früheren Feldherrn erschrickt, gibt es erst seit David. Stattdessen drei verwunderte Orientalen im Hintergrund. Hervorragend in der Ausführung ist auch das fragmentarische Relief eines Stieropfers.

BELISAR, EIN HELD  UND BETTLER 

Kleine Kunstgeschichten – BELISAR, HELD UND BETTLER. François-André Vincent

François-André Vincent (1746-1816), Belisar als Bettler, um 1776, Öl auf Leinwand, 98 x 130 cm, Montpellier, Musée Fabre, Foto Wikimedia

Marmontels Roman von 1766 macht den spätantiken, ins Elend geratenen Helden populär. Vincent malt ihn in seiner Zeit als Hofmaler von König Ludwig XVI.. Der geblendete Feldherr, noch immer eine imposante Gestalt und keineswegs in Bettlerkluft, mit jugendlichem Blindenführer und Blindenstab, erhält von einem Soldaten einen Almosen. Neugierige schauen skeptisch zu. Bewachsenes Mauerwerk deutet auf Verfall hin und indirekt auf den Untergang des spätrömischen Reiches.

Ein Schlüsselwerk der französischen Kunst gegen 1800

Kleine Kunstgeschichten – BELISAR, EIN HELD UND BETTLER. Jacques-Louis David, Lille

Jacques-Louis David, Belisar um Almosen bittend, 1781, Öl auf Leinwand, 288 x 312 cm, Lille, Musée des Beaux-Arts, Foto Wikimedia

Nach der Rückkehr aus Rom gelingt David (1748-1825) mit diesem monumentalen Bild ein Aufsehen erregendes Frühwerk, das ihn und das Thema berühmt macht. Der so lange erfolgreiche Feldherr des byzantinischen Kaisers Justinian, der wegen falscher Anschuldigungen geblendet wurde, sitzt vor einem Triumphbogen. Er ist erniedrigt, alt und hilflos, aber noch immer eine eindrucksvolle Erscheinung. Als Bettler muss er um Almosen flehen. Darauf deutet auch vorne der in der Spätantike sprichwörtliche Aufruf hin: DATE OBOLUM BELISARIO. Vor dem dunkel gehaltenen Hintergrund tritt ein Soldat heran, der mit Schrecken den früher so bewunderten Feldherrn erkennt.

Mit diesem fulminanten Gemälde, das das uralte Geschehen auf dramatische, wirkungsvoll inszenierte Weise vergegenwärtigt, läutet David den Klassizismus in Frankreich ein. 

Detail aus vorigem. Mitleid heischend streckt Belisar den rechten Arm aus. Mit dem linken umfasst er den Jungen, der ihm als Blindenführer dient. Dieser hält den Helm, in den eine junge, tief berührte Frau ein Geldstück wirft. 

Frontispiz der englischen Ausgabe des Belisarius von J.-F. Marmontel, London 1808, Foto Wikimedia

James Neagle (1760?-1822) verbindet die oben besprochene Darstellung nach Salvator Rosa mit einer kleinen Szene nach Richard Cook (1784-1857), die den vormaligen Feldherrn fast hoheitsvoll mit seinem Blindenstab zeigt. Ihn betrachten, ähnlich wie bei Eberhard Wächter, zwei nachdenkliche Römer, ein Soldat und ein Bürger. Das ist wohl auch zu verstehen als ein Hinweis vor der Lektüre: Sic transit gloria mundi – So vergeht der Ruhm der Welt.