Herkules hoch über Kassel. Wir waren am 1. August 2018 bei 35 Grad Celsius auf langer Strecke unterwegs. Im Vorbeifahren lockte der Bergpark Wilhelmshöhe als ideale Reiseunterbrechung.
Kassels Gipfelpunkt in glühender Hitze mit einem erschöpftem Helden
Dieses Foto präsentierte ich als Suchbild in meiner Facebook-Chronik. Heike Gfrereis identifizierte es sofort. Die Ansicht empfiehlt sich als Aufmacher für einige Blicke auf das UNESCO-Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe.
Volker Staabs Besucherzentrum Herkules von 2011 ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Die gelungene Architektur begleitet den Hanganstieg. In erfrischender Kühle führt sie den Blick auf die Hauptattraktion.
Ein Sockel als begehbarer Turm
In der Mittagsglut ist die Anlage so gut wie menschenleer. Das barocke Oktogon hat einen pyramidalen Turm. Er hat seine Form und Funktion, um einem 8,5 m hohen Herkules als gewaltiger Sockel zu dienen. Darin kann man hochsteigen. Diese Monumentalität wirkt fast bescheiden im Vergleich mit der gründerzeitlichen Germania des Niederwalddenkmals bei Rüdesheim.
Herkules Farnese
Herkules, der größte Held der antiken Mythologie und schließlich ein Halbgott, steht ruhend da. Er stützt sich auf seine Keule, über der das Fell des Nemeischen Löwen hängt. In der rückwärtigen Rechten hält Herkules Äpfel der Hesperiden.
Auf der Terrasse des Oktogons steht ein lebensgroßes Foto des Herkules mit einer ovalen Gesichtsöffnung. Wenn auch nicht sonderlich geschmackvoll, gibt es damit wenigstens eine nicht verzerrte Gesamtansicht des Heros. Sie ermuntert zu Erinnerungsfotos als antiker Bodybuilder. Doch gibt es einen gewaltigen Unterschied zu heute. Herkules‘ Formen entstanden nicht in verbissenem Training in Fitness-Studios, sondern durch zwölf heroische Taten. Deshalb gilt er als Inbegriff eines Tugendhelden und nicht als Verwandter von Arnold Schwarzenegger und Co.
Das Vorbild ist der Herkules Farnese im Archäologischen Museum Neapel. Die weltbekannte Kolossalskulptur der römischen Antike hat wohl ihr Vorbild in einem Werk des griechischen Bildhauers Lysipp. Es war vermutlich gut 3 m hoch und aus der Zeit um 320 v. Chr..
di sotto in su– oder Zwergenperspektive
Hier wäre eine Drohne willkommen, weil man die Gestalt auch mal gerne anders als nur in extremer Untersicht sähe.
Hitzefolgen
Ich blicke in dunstig-heißer Mittagsstunde vom Turm des Herkules auf Kassel. Es zeigen sich die üblen Folgen der langen Hitzephasen dieses Sommers. Die sonst grünen Wiesenflächen sind allesamt gelb.
Die barocke Gartenanlage mit den schönen Kaskaden und den Wasserspielen entstand seit 1696. Dazu schrieb der große Georg Dehio: „… vielleicht das Grandioseste, was irgendwo der Barock in Verbindung von Architektur und Landschaft gewagt hat.“