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Lustschloss Scharnhausen – Ausgangspunkt der Araberzucht. Das Schlösschen ist Sommersitz von Kronprinz Wilhelm. 1810 startet er hier mit der Pferdezucht. Als König gründet er im Herbst 1817 sein Kgl. Privatgestüt, wobei Weil zusammen mit Scharnhausen eine Art Doppelgestüt für die Zucht von Arabischem Vollblut wird. Noch heute sind Pferde vor dem Schlösschen zu sehen, darunter ein edler arabischer Schimmel namens SARADAN aus Marbach, ein direkter Nachfahre von BAIRACTAR und MURANA I. Dank einer Spendensammlung gelangt er 2017 nach Scharnhausen als Erinnerung an die Gestütsgründung vor 200 Jahren.

Entwurf von Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer

R.F.H.Fischer Planprospekt Scharnhausen um 1780 Landesmuseum Württemberg

Scharnhausen, Planprospekt von Schloss und Park, 32,7 x 95,2 cm, Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer, um 1780, Schefold 6834, Landesmuseum Württemberg.

Herzog Carl Eugen (1728-1793) beauftragt seinen Architekten Fischer (1746-1813) mit der Planung eines Lustschlösschens im Körschtal. Fischer, der auch einer seiner zahlreichen natürlichen Söhne und dem Herzog wie aus dem Gesicht geschnitten ist, orientiert sich am berühmten Wörlitzer Park. Der malerische Entwurf vermittelt eine erste Vorstellung der Gesamtanlage.

In Stuttgart ist Fischer für den Umbau der Carlsakademie hinter dem Neuen Schloss verantwortlich, entwirft die Planie und wohnt an deren Ende am Platz des späteren Wilhelmspalais‚ bzw. Stadtpalais.

R. F. H. Fischer Entwurf Schlossanlage Scharnhausen

Wie oben: die rechte Hälfte des Prospekts zeigt vorne das Flüsschen Körsch, dahinter Wanderwege und den von einer Allee umschlossenen, ansteigenden Wiesenhang. Mittelpunkt ist ein kleiner Schlossbau mit seitlichen Pavillons. Über den steilen Hang geht es hinauf in Richtung Weil. Noch heute braucht man zu Fuß nur eine gute Stunde dorthin.

R. F. H. Fischer Entwurf Park breech Scharnhausen

Wie oben: der linke Ausschnitt bietet seitlich oberhalb des stilisierten bäuerlichen Hauses, das heute noch existiert, einen kleinen Rundtempel. Von ihm fließt ein Bach windungsreich herab. Weiter unten ist eine Laube mit einer Skulptur zu entdecken. Vorne links gibt es Angler, ein Motiv, das zur idyllischen Stimmung des Ganzen beiträgt. 

Der Schlossbau von 1784 und sein Umfeld

Lustschloss und Park Scharnhausen um 1785

Scharnhausen, um 1785, Foto und Sammlung Württ. Landesbibliothek Stuttgart.

1784 ist die Anlage vollendet. Die Vogelschau zeigt, dass Wesentliches von Fischers Entwurf umgesetzt und noch vorhanden ist. Die Pavillons – links das Spielhaus, das auch als Speisesaal dient, und rechts das Badhaus – gibt es allerdings nicht mehr. Unten links die Hofer Mühle.

R. F. Fischer zugeschrieben. Übersichtsplan Scharnhausen späterer Ausgangspunkt von Wilhelms Araberzucht

Scharnhausen, Übersichtsplan, Ausschnitt, R. F. H. Fischer (?), um 1793/94, Foto und Sammlung Universitätsbibliothek Stuttgart, Inv. Nr. NN091, Schefold 6833. 

Der ansteigende Wiesenhang zu Füßen des Schlösschens ist zur Hälfte in ein Bassin mit Fontäne verwandelt. Links bei den kleinen Weihern ein Quadrat: der Amortempel, den König Wilhelm 1822 nach oben rechts an den Berghang versetzen lässt, da er seine Gestütspläne stört.

Lustschloss Scharnhausen um 1795

Scharnhausen, um 1795, Ludwigsburg Museum, Schefold 6836c.

Das Aquarell zeigt Sommerfreuden am kleinen See, wobei die beengte Situation im Körschtal perspektivisch enorm erweitert wird. Seitlich vom Schlösschen die nicht mehr vorhandenen Pavillons.

Lustschloss Scharnhausen Ausgangspunkt von Wilhelms Araberzucht um 1810

Radierung gegen 1810, Württ. Landesbibliothek Stuttgart.

Eine weitere Spielart der Darstellung des Lustschlösschens am in natura längst nicht so ansteigenden Wiesenhang. Als der Kronprinz, dem Scharnhausen als Sommersitz dient, hier mit der Pferdezucht beginnt, lässt er den kleinen Teich zuschütten.

Lustschloss Scharnhausen Ausgangspunkt von Wilhelms Araberzucht

Scharnhausen wird laut der Beschriftung 1784 von Herzog Carl Eugen für seine Muße erbaut. Vor allem ist es aber ein Ort für seine ziemlich tugendsame Geliebte und spätere Ehefrau Franziska von Hohenheim. Für Carl Eugens Großneffen Wilhelm wird das Schlösschen Ausgangspunkt seiner züchterischen Ambitionen. Das Landgut nebenan, das von der Hofer Mühle aus verwaltet wird, nimmt 1810 fünf orientalische Stuten auf.