Albrecht Adam, Pferdebilder um 1825 – als Einstieg: Trabendes Pferd, 1823, Öl auf Leinwand, u. l. monogrammiert und datiert, ca. 36,0 x 45,5 cm, Privatbesitz, Foto des Eigentümers

Dieses Gemälde ist eine Trouvaille. Es wäre mir im Internet vermutlich kaum aufgefallen, hätte ich nicht einige Monate zuvor die folgende Zeichnung gesehen. Leicht und elegant bewegt sich das Pferd in der Schwebephase des Trabes. Ohne Erdberührung zieht es an der summarisch behandelten Landschaft vorbei. Das erinnert mich an die Praxis des frühen Films. Man konnte Gestalten in Bewegung noch nicht recht im Freien aufnehmen. Um das zu suggerieren, rollte man im Filmstudio hinter ihnen Landschafts- und andere Kulissen ab. Damit ließen sich unglaubliche Illusionen erzeugen. Seien es ein Ritt in der (bzw. vor der) Natur, Verfolgungsjagden oder auch der Flug des Baron von Münchhausen auf einer Kanonenkugel. In analoger Weise scheint hier das Pferd an der Landschaft vorüber zu schweben. Ich wäre nicht verwundert, wenn plötzlich auch die Wolken in Bewegung gerieten.

Das kleine Bild tauchte auf in Tegernsee, Auktionshaus Walter Ginhar, 24.2.2018, Nr. 162. 

Albrecht Adam, Studie eines Pferdes im Trab, Staatliche Graphische Sammlung München

Weil mir das Blatt unter den Hunderten von Zeichnungen des Künstlers in der Münchner Sammlung gefiel, machte ich ein Foto. Der Fund im Netz erweist sie als genaueste Vorstufe zu obigem Bild.

Zeichnung und Gemälde könnten für einen potentiellen Auftraggeber entstanden sein als Kostprobe von Adams Können. Sozusagen als Appetitanreger für komplexere Darstellungen des professionellen Pferdemalers.

Andererseits ist es auch denkbar, dass das Bild im Zusammenhang mit der Gründung des Münchner Kunstvereins steht, die Adam 2018, 237 ff. beschreibt. Bei dem anspruchslosen Sujet wäre es möglich, dass es zur Verlosung vorgesehen war.

Ein unruhiges und ruhiges Pferdepaar

Albrecht Adam, Pferdebilder gegen 1825: Edle Pferde vor einem Stall

Albrecht Adam, Edle Pferde vor einem Stall, 1824, Aquarell über Bleistift auf Velinpapier, 20,5 x 28,5 cm, u. r. sign. und dat., mit dem Zusatz (im Bildausschnitt verdeckt): erfunden und gezeichnet 1824, München, Karl & Faber Kunstauktionen und Foto

Ein idyllisches, ländlich-bäuerisches Ambiente mit einem schlichtem Stall samt Tauben auf dem Dach und einem Misthaufen mit Hühnern. Dazu stehen die schönen Pferde in auffälligem Kontrast. Sie scheinen mit Unruhe aufeinander zu reagieren. Doch könnte ihr Verhalten auch am kitzelnden Reinigen mit Strohbüscheln liegen.

Albrecht Adam, Pferdebilder um 1825: Zwei Pferde mit Reiter

Albrecht Adam, Zwei Pferde mit Reiter, 1825, Öl auf Leinwand, 38,5 x 46 cm, u. r. sign. und dat., Zürich, Bruno Meissner Kunsthandel und Foto 1991

Nach Unruhe perfekte Haltung und Aufmerksamkeit: Die edlen Pferde mit vornehmem Reiter könnten eventuell die gleichen sein wie auf dem vorangehenden Aquarell. Sie sind genauso kupiert und die Stirnriemen des Zaumzeugs sind beide mal aus gelbem Leder.

Albrecht Adam, Pferdebilder um 1825: Weideszene, 1825

Albrecht Adam, Zwei Braune in der Koppel und ein Schimmel, 1825, Öl auf Leinwand, u. l. sign. und dat., 37,5 x 45 cm, Wien, Dorotheum, Auktion und Foto 28.5.2001. Vgl. Beitrag Thier-Studien 1819/20.

Albrecht Adam, Pferdebilder um 1825: Wettrennen beim Oktoberfest

Albrecht Adam, Wettrennen beym Octoberfest auf der Theresienwiese in München, 1825, Öl auf Leinwand, 54,5 x 72,0 cm, u. l. monogrammiert und dat., Sammlung Thein

1824 erwirbt Adam im Südosten Münchens bei der Theresienwiese ein Gartengrundstück. Darauf entwickelt sich mit der Zeit die „Adamei“ für seine große Familie. Ein Jahr später malt er dieses Bild. Kronprinz Ludwig von Bayern (1786-1886) hatte im Oktober 1810 Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (1792-1854) geheiratet. Erstmals feiert man auf der weiten Wiesenfläche, die den Namen der Braut erhält, ein „Oktoberfest“, das inzwischen weltweit ein Begriff ist. Am 17. Oktober findet ein Galopprennen statt. Die Sieger sind lt. Thein 2016, 10 f. Nr. 142 gemäß Süddeutscher Zeitung vom 11.10.2005 der Landshuter Bierbrauer Franz Schneider, der Lohnkutscher Xaver Krenkl und Baron von Hornstein. In der Ferne erkennt man halbrechts das Zelt des Königs und links die Sendlinger Kirche vor dem Karwendelgebirge.