Max Littmanns Opernhaus und Donndorfs Schicksalsbrunnen: Vergangenes als Anregung für Künftiges? Zum Wettbewerb Stadtraum B14 – Bilderfolge VII von X

Das Große Haus nach Aufstellung des Schicksalsbrunnens, 1914, Foto Haus der Geschichte.

Der Brunnen erinnert an die beliebte, 1910 in Carmen-Manier ermordete Opernsängerin Anna Sutter.

Max Littmann Hoftheater Stuttgart 1912

Max Littmann, Hauptgeschoss seiner Hoftheater, 1912.

Wichtig sind mir hier die Wohnhäuser entlang der Neckarstraße und die zurückgesetzte Lage der Oper. Könnte das nicht eine Anregung bei der Dimensionierung des neuen Kulissengebäudes sein? Nicht breiter als bisher, dafür aber tiefer, womit der Mehrbedarf an Fläche und Raum erreichbar wäre?

Max Littmanns Opernhaus und Donndorfs Schicksalsbrunnen um 1960

Großes Haus nach Abbruch der Häuser an der noch originalbreiten Neckarstraße, um 1959/60, Foto Württ. Landesbibliothek Stuttgart.

Noch steht der Schicksalsbrunnen an seinem Bestimmungsort. 

Könnten hier nicht auch wieder Häuser entstehen – z. B. für dauernde und zeitweilige Mitarbeiter der Staatstheater und deren Gäste, für Cafés, Galerien, Künstlerbedarf?! Die B14 braucht Bewohner, um wirklich belebt zu werden. Dass man hier arbeiten und auch schlafen kann, beweisen Innenministerium und Hotel Le Méridien.

Rückkehr des Schicksalsbrunnen an seinen Bestimmungsort

Max Littmanns Opernhaus und Donndorfs Schicksalsbrunnen

Schicksalsbrunnen, um 1960, Foto Württ. Landesbibliothek Stuttgart.

Der Brunnen steht noch an der Neckarstraße, weil links der Landtag erkennbar ist.

Eine Vision von mir: sähe der Brunnen nach Wegfall von ein oder zwei Fahrspuren an seinem Bestimmungsort nicht viel besser aus als derzeit. Jetzt wirkt er vor dem Verwaltungsflügel des Staatstheaters wie unmotiviert abgestellt.

Rückkehr von Donndorf Schicksalsbrunnen an die B14

Mein Kommentar zur Vision der Rückkehr des Brunnens an seinen ursprünglichen Ort – in Anlehnung an Goethes Zueignung zu Faust I:

„Ihr naht euch wieder, steinerne Gestalten, / Die hier sich früher unsrem Blick gezeigt. / Versuchen wir, euch diesmal festzuhalten? / Ist städtscher Wille diesem Ort geneigt? / Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten, / Wie ihr so schön aus Dunst und Nebel steigt, / Der Busen Stuttgarts fühlt sich froh erschüttert / Von Eurem Umzug, seid ihr auch leicht verwittert.“

Rückkehr von Donndorf Schicksalsbrunnen an die B14

„Ihr bringt mit euch die Bilder einstger Tage / Und manche lieben Straßen steigen auf; / Gleich einer alten, halb verklungnen Sage / Kommt ein geliebtes Stadtbild mit herauf; / Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage / Des Nachkriegsplans von Stuttgart irren Lauf, / Und nennt die Bauten, die um schöne Jahre / Vom Glück getäuscht, geendet in der Bahre.“

Max Littmann als Beispiel

Max Liimanns Vogelschau auf das Hoftheater in Stuttgart 1909/10

Max Littmann, Vogelschau seine Hoftheater im Kontext der Stadt, 1909/10.

Unabhängig davon, ob der Brunnen wieder an die B14 kommt, sollte der Wildwuchs an der Eugenstaffel als vielleicht schönste Staffel Stuttgarts entfernt werden, um erneut eine Blickachse zur prachtvollen Galatea am Eugensplatz herzustellen. Außerdem bekäme man auch Lust diese Staffel zu benutzen, die jetzt nicht recht zu sehen ist. Man verstünde auch, warum Littmann sein Großes Haus genau in der Achse von Eugenstraße und Ovalsee platziert hat. 

Opernhaus und Kulissengebäude vom Turm der Musikhochschule

Großes Haus und Kulissengebäude gesehen vom Turm der Musikhochschule, Juli 2017.

Es ist leicht zu erkennen, dass – anders als jetzt geplant – ein neues Kulissengebäude nicht die schlauchartige, enorme Gesamtlänge von Neuer und Alter Staatsgalerie annehmen und nicht bis an die Schillerstraße reichen darf. Der Zugang zum Schlossgarten neben dem Königin-Katharina-Stift ginge verloren. Die Alte Staatsgalerie hat ein anderes Gegenüber als ein Kulissengebäude verdient. Es sollte dort eine angemessene bauliche Einstimmung in das Kulturquartier geben.

Gestaltung des Marstall-Areals durch Max Littmann – eine Anregung für heute?

Max Littmanns Ideen für die Bebauung des Marstall-Areals von 1912 an der unteren Königstraße sind äußerst interessant angesichts der heutigen verwandten Bauaufgabe. Vgl. auch die Straßenbreiten von König-, Neckar- und Schillerstraße – ein schöner Zusammenklang. Wichtig auch die Distanz des K-K-Stifts von der Neckarstraße bzw. die Dimension der Münze. Diese bietet – unabhängig vom Schicksal der Schule – den Ort für einen markanten Eröffnungsbau des Kulturquartiers.