Ovalsee besser als Eckensee ? – Diese Frage muss sich Stuttgart stellen, nachdem 1987 namhafte Architekten sich für Thouret und die Wiederherstellung seines Schlossgartens entschieden haben.

Die dritte Bilderfolge zum Anlagensee im Oberen Schlossgarten beleuchtet die Situation von der Nachkriegszeit bis heute. Dazu gehört auch der Blick auf einige, bisher nicht weiter erörterter Vorschläge international angesehener Architekten vor über 30 Jahren. Schon damals ging es darum, Stuttgarts Kriegs- und Nachkriegsschäden so weit als möglich zu heilen und die Stadt wieder ihrer wesensgemäß eigenen, überkommenen Struktur anzunähern.

Luftbilder der frühen 1950er Jahre

Obgleich die überkommene, das Wesen Stuttgarts ausmachende Stadtstruktur trotz der Kriegsschäden noch weitgehend erhalten ist – der Schlossgartenbereich sogar so gut wie unversehrt –, besteht bei den Verantwortlichen der Nachkriegszeit kein Interesse am Wiederaufbau. Abbruch ist das Thema für Jahre und die autogerechte Stadt das Ziel.

Beim Schlossgarten hätte das überhaupt keine Rolle spielen dürfen, denn Verkehrszwecken diente er nie. Doch auch diesen für die Gesamtwirkung der Stadt so wesentlichen Park, an dessen Achsen sich die Neckarstraße, die Eugenstraße und die Oper ausrichten, sollte in seinem Charakter grundlegend verändert und damit seine stadträumliche Wirkung verstümmelt werden.

Der Eckensee seit 1961

Internationals Symposium 1987

Rosengarten, Ovalsee, Eckensee

Analog zu Loriots berühmter Mops-Äußerung könnte man für den Schlossgarten auch sagen: „Ein Leben ohne Ovalsee ist möglich, aber sinnlos.“

Obgleich nach Fortfall des Balkons beim Wiederaufbau des Schlosses leicht verändert wird, erinnert das Geländer mit den verschlungenen Initialen O und K noch immer vom Park aus an die Anlage des ehem. Rosengartens, an Königin Olga und ihren Ehemann König Karl von Württemberg.

Gartenanlagen in Paris

Zum Schluss drei Fotos und beherzigenswerte Beispiele aus Paris.

Thouret ist Sohn eines Franzosen aus der Franche-Comté, eines Kammerdieners von Herzog Carl Eugen, und hält sich 1789-90 als ehem. Carlsschüler zur Weiterbildung in Paris auf.  Bei seinem Schlossgartenplan von 1806 lässt er sich von europaweit berühmten, barocken Gartenanlagen wie dem Jardin des Tuileries, dem Jardin du Luxembourg oder auch den Parkanlagen von Versailles inspirieren. – Für uns heute könnte Präsident François Mitterand ein Vorbild sein. 1981 ordnet er an, die Tuilerien so weit als möglich wieder in den Zustand des 17. Jh. zu versetzen.

Beim Stuttgarter Schlossgarten braucht man nur bis etwa 1959/60 zurückzugehen, also vor die Bundesgartenschau von 1961, um dem Parkbereich bis zur Schillerstraße wieder seine frühere Form zu geben. Ein etwas tieferer Ovalsee würde auch nicht so schnell und häufig wie der flache Eckensee zu einer Art Entenkloake verkommen.

Als Blickpunkt am Ende der erneuerten Parkallee bietet sich an der Schillerstraße das Herzog Eberhard-Denkmal an, das bereits seit einiger Zeit (nach einer Art Exil in der Nähe des ehem. Landespavillons) den annähernd richtigen Platz gefunden hat.

Könnte es ein solches Vergnügen nicht auch in Stuttgart geben?