Ovalsee: Nikolaus Thouret, 1850-1941. 1961, nach über 150 Jahren werden Thourets Schlossgarten und die Stadtstruktur grundlegend geändert.

Den ersten Beitrag zum Thema Ovalsee widmete ich der Situation von der Anlage des Schlossgartens bis zur Mitte des 19. Jh. Dieses betrachtet die Verhältnisse bis zum 2. Weltkrieg – mit gelegentlichen Blicken in die Jetztzeit.

Thourets Parkachse mit Ovalsee und Rondellen in Stadtplan und Vogelschau

Ovalsee: Nikolaus Thouret, 1850-1941 – Stadtplan 1870 Thourets Konzept eindrucksvoll sichtbar

Die damalige klare Stadtstruktur hat sich trotz schwerer Kriegsschäden bis in die 1950er Jahre weitgehend erhalten  – im Schlossgarten sogar so gut wie unversehrt.

Allerdings bilden 1870 der heutige Obere und der Mittlere Schlossgarten noch eine Einheit. Die Schillerstraße gibt es noch nicht, ebenso wenig die Eugen- oder Urbanstraße.

Ovalsee: Nikolaus Thouret, 1850-1941 – Vogelschau 1852

Blick unweit vom heutigen Europaviertel: links die halbbebaute Neckarstraße mit der Staatsgalerie (noch ohne rückseitige Flügel). Vorne die gleichfalls erst wenige Jahre alte Bahnlinie nach Cannstatt. Zwischen Bahndamm und Straße die stadtbildprägende, seit 1961 zerstörte Mittelachse des Schlossgartens aus vier Baumreihen.

Ovalsee: Nikolaus Thouret, 1850-1941 – Luftbild 1923 Thourets Stadtstruktur complete erhalten

Mehr als 100 Jahre nach Thourets Gartenanlage ist die Grundstruktur der Stadt kaum verändert. Anstelle des früheren Arms des Epaulette-Sees gibt es dort seit 1865 den „Privatgarten“ der Königin Olga, der bald unter dem Namen Rosengarten bekannt und ab 1918 öffentlich zugänglich ist. Auf dem Foto sind darin 5 Skulpturen auszumachen.

Ovalsee mit Skulpturen um 1900

Ovalsee mit Skulpturen um 1880

Ovalsee mit den Rückseiten der „Diana von Versailles“ (Original im Louvre) und des „Apoll vom Belvedere“ (heute im Lapidarium – Original im Vatikan).

Ovalsee mit Skulpturen 1905

Ovalsee mit Danneckers

Der Blick geht vom Rosengarten über den Oberen Anlagensee oder Ovalsee bis zur fernen Herzog Eberhard-Gruppe, damals im 2. Rondell der kerzengeraden Parkallee. Jenseits dieses Denkmals ging es geradeaus weiter bis zum Rondell mit den Rossebändigern und von dort in stumpfem Winkel durch die Platanenallee bis zum Schloss Rosenstein.

Littmann Großes Haus, ausgerichtet am Ovalsee, und seine Pläne für die Untere Königstraße

Max Littmanns Pläne von 1912 u. a. für Ersatz des Marstalls

Opernhaus Gartenfront 1912

Zu den teils erhaltenen, teils zerstörten oder verschollenen Skulpturen am Ovalsee bzw. in seiner Nähe vgl. meine Beiträge 24 ff. zu Schönheiten im Schlossgarten.

Eckensee

Opernhaus Gartenfront 2018

Eckensee vom Opernhaus 2018

Stuttgart im Dritten Reich – kühne Pläne in Kriegsjahren

Ovalsee: Nikolaus Thouret, 1850-1941 – noch im Stadtplan 1939 erhalten

Wiedergabe nach: Vorschläge zur Umgestaltung der Konrad-Adenauer-Straße/Kulturmeile, Gemeinsame Arbeitsgruppe Stadt/Land 8/1985.

Gesamtsituation fast wie bei Littmann um 1912 oder bei Thouret um 1806/08. Jedenfalls sind die Abweichungen im Parkbereich unerheblich.

Paul Bonatz Plan einer Autostraße durch den Schlossgarten 1941 Stadtarchiv Stuttgart

Plan für ein Gauforum im Rosensteinpark 1941 Stadtarchiv Stuttgart

Eckensee und runder See in den Tuilerien

Eckensee 2018

Obgleich der Ovalsee, der Rosengarten und die sonstigen Parkanlagen den Krieg fast unversehrt überstehen, wird mit der Bundesgartenschau von 1961 vieles davon aufgegeben und damit Thourets einfaches und großartiges Parkkonzept. Der Rosengarten, der Ovalsee und die eindrucksvolle, aus vier Baumreihen bestehende zentrale, kerzengerade Parkallee werden zerstört zugunsten eines fragwürdigen Eckensees.

Die Verknüpfung von Thourets Parkstruktur mit benachbarten Bauten und Straßen ist für die Planer der Gartenschau von keinerlei Bedeutung.

Kreisrunder See im Jardin des des Tuileries in Paris als Beispiel

Paris, Oktober 2017:

Vermittelt nicht – im Vergleich zu Stuttgart mit seinem „beziehungslosen“ Eckensee – der zentrale runde See im Jardin des Tuileries ein ganz anderes Empfinden, umrahmt von Skulpturen und dem Angebot zahlreicher metallener Sitzgelegenheiten, die zum Ausruhen, Schwatzen oder Schlafen einladen?!

Die Stühle und halben Liegen sind so schwer und so gekennzeichnet (Stadtbesitz, Durchnummerierung, eine einheitliche Farbe), dass Diebstahl und Unfug kein Thema sind.