Carlsakademie: Akademiegarten und Löwenbrunnen. Aus stadträumlichen und akustischen Gründen ist eine partielle Randbebauung nötig.
Der dritte der Carlsakademie gewidmete Beitrag präsentiert überwiegend jüngere Aufnahmen des heutigen Akademiegartens. Meist habe ich sie im Vorfrühling gemacht. Auf diese Weise werden die räumlichen Verhältnisse weniger vom Grün der Bäume verunklärt.
In der anspruchslosen Visualisierung ist vieles genau erkennbar dargestellt. So das Neue Schloss, Kunstverein, Bahnhof, Staatstheater und Landtag. Nicht aber Bauten jenseits der B14. Die Verkehrsschneise ist fast prophetisch als eine Art Autobahn skizziert.
Königliche Brunnenbilder
In der Hauptachse von Thourets Brunnens sieht man auf Vorder- und Rückseite das Wappen des Königreichs Württemberg. Auf der heraldisch vorrangigen Wappenseite finden sich links drei württembergische Hirschstangen und rechts drei staufische Löwen.
König Friedrich stattet seinen neuen Schlossgarten mit bildhauerischem Schmuck seiner Hofkünstler aus. Für den Epaulette-See entsteht Danneckers Wasser- und Wiesennymphe und für die ehem. Hohe Carlsschule der Löwenbrunnen. Dieser Brunnen mit seinem gut 200 Jahre alten Baumkranz ist allein erhalten.
Eine Stippvisite von Schloss Ludwigsburg gilt dem dortigen Brunnen Thourets aus dem Jahr 1808.
Löwenbrunnen und Parkbereich an der B14
Die gleich altrigen Platanen umstehen den Brunnen wie treue Wächter. Natur und Kunst sind hier ein Relikt aus der Frühzeit des württembergischen Königtums.
B27 und B14
Jeder Blick auf die Charlottenkreuzung offenbart hier Handlungsbedarf im Sinne von Stadtreparatur.
Ist nicht der Mittlere Schlossgarten positiv verändert, akustisch wie optisch, seitdem dort das Innenministerium von Staab Architekten steht?!
In den vergangenen Jahrzehnten wird mehrfach über die Probleme der B14 und ihre Auswirkung auf die Stadt nachgedacht. Im Folgenden präsentiere ich einige Beispiele aus dem Symposium von 1987.
Nicht weiter erörterte Rettungsvorschläge von 1987
Die angesehenen Architekten und Stadtplaner stellen die Straßenachsen von Planie und B14 wieder her. Sie setzten entlang des Akademiegartens Bauten, die sich am Landtag und dem Verlauf der ursprünglichen Straßen orientieren. Daraus ergibt sich für den Stadtbereich ein klarere Gliederung. Die Aufenthaltsquälität im Akademiegarten würde enorm gesteigert. Er wäre nicht mehr nur Durchgangsraum.
Colin Rowe und James Stirling heilen überdies den Schlossgarten durch Übernahme der qualitätvollen und das Stadtbild prägenden Gartenstruktur von Nikolaus Thouret. Sie hatte von 1808 bis 1961 Bestand. Die Rekonstruktion von Parkachse und Ovalsee würde die Ausrichtungen von Neckarstraße, Opernhaus und Eugenstraße erneut verständlich machen.
Othmar Barth setzt sogar anstelle des Katharinenstifts einen Neubau, Stirling positioniert neben einen „Campanile“ als eindrucksvolle Eingangsmotiv des Kulturquartiers.
Das Foto zeigt nochmals deutlich, wie Garten- und Straßenräume ineinander fließen. Schon beim Hinsehen umrauscht mich innerlich ununterbrochen Verkehrslärm. Auch deshalb ist der Garten hier wie meist fast menschenleer. Deshalb existiert konsequenterweise kein Fußweg weder entlang der B14 noch an der Planie.
Merlin Bauers „Liebe deine Stadt“
Das Aufeinandertreffen der beiden Bundesstraßen erfordert eine architektonische Einfassung. Noch mehr benötigt das der Akademiegarten.
Merlin Bauer gestaltet 2005 für den Panorama-Pavillon am rechten Rheinufer einen Appell zur Rettung des Kölner Opern- und Schauspielensembles. Der österreichische, in Köln lebende Konzeptkünstler tut das im Format 26 x 4 m. Seit 2007 ist der Schriftzug an der Kölner Nord-Süd-Fahrt zu sehen.
Sollten wir in Stuttgart diesen Slogan nicht auch beherzigen? Ihn vielleicht mit Merlin Bauer quer über der B14 anbringen? – Und sollten wir nicht endlich beginnen, unsere stadträumlichen Verhältnisse entscheidend zu verbessern?
Stuttgart steht mit seiner Nachkriegszerstörung mancher Stadtbereiche und Bauten nicht allein da. Das zeigt die Doku „Unsere Städte nach ’45“ am 9. Mai 2018 von 3SAT. Vor allem in Hannover, Bremen, Hamburg, Essen, Frankfurt, Berlin usw. sind ähnliche stadtplanerische Vergehen festzustellen. Leider ist das kein rechter Trost für unsere geliebte Stadt.